Der Podcast für Soziale Organisationen mit Zukunft
00:00:02: Ganz
00:00:02: herzlich
00:00:03: willkommen zur nächsten Episode im ID Quadrat
00:00:08: Podcast
00:00:09: rund um das Thema Fachkräftemangel.
00:00:13: Ich
00:00:14: freue mich, dass ich zum einen meine Kollegin Marion wieder dabei habe.
00:00:18: Herzlich willkommen.
00:00:19: Vielen Dank.
00:00:20: Freu mich auch.
00:00:21: Genau.
00:00:22: Und wir haben natürlich auch wieder einen Gast dabei.
00:00:26: Diesmal haben wir Dr.
00:00:27: Andreas Dexheimer zugeschaltet.
00:00:31: Wir haben schon im kurzen Vorgespräch erfahren, was er nach diesem Podcast vorhat.
00:00:36: Aber vielleicht an der Stelle, Herr Dexheimer, übergebe ich das Wort einmal an Sie.
00:00:41: Wer sind Sie?
00:00:42: Was machen Sie?
00:00:44: Also wenn Sie schon darauf anspielen, dann bin ich erstmal ein begeisterter Oktoberfest-Gänger.
00:00:49: Wir haben es Ende September und ich lebe in München.
00:00:51: und was tut man dann einen Freitag-Nachmittag?
00:00:53: Man geht dann aufs Oktoberfest.
00:00:55: Nein, aber Spaß beiseite.
00:00:57: Mein Name ist Andreas Decksheimer, ich bin Sozialarbeiter.
00:01:00: Ich habe tatsächlich in meinem ganzen Leben auch nichts anderes gemacht außer sozialer Arbeit.
00:01:06: Nach einem grundständigen Studium habe ich in der Drogengilfe angefangen, habe dann eine größere Einrichtung im Übergang geleitet und bin dann sehr früh zur Diakonirosenheim gegangen, wo ich auch heute noch arbeite.
00:01:21: Heute bin ich Vorstand und beschäftige mich mein ganzes Leben mit fachlichen Fragestellungen der sozialen Arbeit und dann aber zunehmend auch mit Fragen nach dem Management von sozialer Arbeit.
00:01:35: Und da ist natürlich das Thema Fachkräftemangel für uns ein ganz zentrales.
00:01:41: Neben dem bin ich herausgeber der Zeitschrift Jugendhilfe, die im Luchterhandverlag erscheint.
00:01:47: Ich bin Co-Autor im Lehr- und Praxiskommentar von Kunkel und mache noch ganz viel im Bereich Fortum-Weiterbildung, wo ich auch irgendwann mal mein Senf dazu gebe.
00:02:00: Ja, ganz herzlichen Dank für die Einführung.
00:02:02: Das mit dem Oktoberfest ist auf jeden Fall für uns ein Zeichen, dass wir auf die Zeit gucken.
00:02:06: Also wir haben ein klar begrenztes Zeitfenster an diesem Freitagnachmittag, wo wir das hier gerade aufzeichnen.
00:02:13: Können Sie noch ein bisschen erläutern, Diakoni Rosenheim.
00:02:17: Was oder wo sind Sie Vorstand?
00:02:20: Was ist das für eine Organisation, für einen Träger?
00:02:22: Was steckt dahinter?
00:02:24: Die Diakoni Rosenheim ist ein mittelgroßer Träger.
00:02:29: der so ziemlich alles macht, was sozialer Arbeit ausmacht.
00:02:34: Einfacher ist es, immer zu sagen, was machen wir nicht.
00:02:37: Wir haben keine Altenheime, wir haben keine Pflegeheime.
00:02:41: Das ist so der Teil, den wir nicht abbilden.
00:02:44: Ansonsten, wir haben vielen Bereich Kinder- und Jugendhilfe von Kinderkrippen, Kindergärten, Kinderhörten, vielen Bereich Jugendarbeit, Jugendsozialarbeit, vor allen Dingen auch im Kontext von Schule.
00:02:58: Dann ganz großer Bereich, Hilfen zur Erziehung, ambulante Familienhilfen, aber auch Heimeinrichtungen, betreute Wohnformen, in Obhutnahmeeinrichtungen.
00:03:10: Und wenn wir dann auf die Erwachsenen schauen, dann ist es vor allen Dingen natürlich die wohnungslosen Hilfe, wo wir uns engagieren, die straffälligen Hilfe.
00:03:20: Wir arbeiten insbesondere mit psychisch erkrankten Erwachsenen zusammen.
00:03:25: Wir arbeiten mit suchtkranken Menschen zusammen.
00:03:28: Wir machen viele im Bereich Arbeit und Teilhabe, betreiben diverse Sozialkaufhäuser, haben ganz viele Tafeln und und und.
00:03:38: Die Diakonie Rosenheim hat ihren Sitz in Rosenheim, wie der Name schon sagt, ist aber überregional aktiv.
00:03:47: Das heißt, wenn man so ein bisschen den Süddeutschen Raum anschaut, so alles, was irgendwo zwischen der österreichischen Grenze und Landshut ist, das ist unser Territorium, wo wir Angebote haben.
00:04:00: Über wie viele Mitarbeiterinnen sprechen wir bei Ihnen?
00:04:03: Was ist da?
00:04:04: Also ja, viele verschiedene Angebote, fast alle Arbeitsfelder der sozialen Arbeit.
00:04:10: Sie haben gesagt, Pflege, Gesundheitsbereich da in dem Kontext eher wenig, aber sozusagen fast alle anderen Angebote der sozialen Arbeit.
00:04:17: Wie viele Mitarbeitende machen das?
00:04:19: Momentan gut, zwei tausend sechshundert Mitarbeitende, die in einem Vertragsverhältnis stehen.
00:04:26: plus ungefähr tausend oder vielleicht auch tausend einhundert ehrenamtliche, die uns in den verschiedenen Sachen noch unterstützen.
00:04:36: Kann man auch wirtschaftliche Kennzahl reinwerfen.
00:04:40: Wir haben in diesem Jahr rund hundertfünfzig Millionen Jahresumsatz.
00:04:45: Und damit nicht ganz klein sind, aber auch nicht einer der ganz großen.
00:04:50: Also ich habe jetzt nur erfahren, dass irgendwie die erste gemeinnützige Organisation die zwei Milliarden Grenze geknackt hat.
00:04:58: Genau, da geht es noch deutlich größer.
00:05:02: Ja, herzlichen Dank für die Einordnung.
00:05:04: Marlon, magst du fachlich inhaltlich sozusagen starten ins Gespräch?
00:05:09: Ja, gerne.
00:05:11: Herr Decksheimer, ich freue mich auch total, dass Sie da sind.
00:05:13: Ich habe Sie nämlich gesehen und gehört, auch wieder auf dem Jugendhilfetag im Mai in Leipzig.
00:05:19: Und da haben sie erzählt, in der Diakonirosenheim gibt es natürlich auch Probleme mit dem Fachkräftemangel, aber es gibt auch Ideen und Lösungen, wie sie damit umgehen und deshalb ist das Problem nicht ganz so gravierend vielleicht wie in anderen Einrichtungen.
00:05:33: und genau deshalb Wollen wir heute ein bisschen mit Ihnen reden und hoffen, dass Sie uns ein paar Geschichten erzählen und ein bisschen mitnehmen und Informationen teilen?
00:05:42: Warum ist das nicht so ein großes Problem?
00:05:45: Und welche Lösungsansätze gibt es in der Diakonie Rosenheim, dem Fachkräftemangel zu begegnen?
00:05:51: Jo, mache ich sehr gerne.
00:05:52: Da haben wir auch eine ganz dezidierte Meinung.
00:05:55: Da haben wir auch ganz viel Praxiserfahrung.
00:05:57: Aber ich mag es vielleicht noch mit der Meinung anfangen, weil das ist eigentlich entscheidender.
00:06:03: Erst mal haben wir heute nicht nur einen Fachkräftemangel, wir haben einen Personalmangel.
00:06:08: Da es zieht sich quer bet.
00:06:10: Das geht los bei Menschen, die für sauber machen und aufräumen verantwortlich sind.
00:06:16: Das geht über den gesamten Bereich Verwaltung, Buchhaltung, Hausmeisterei.
00:06:24: Und das geht natürlich auch in den fachlichen Bereich.
00:06:27: Das geht in den Bereich Erziehung.
00:06:29: Das geht in den Bereich Betreuung und Pflege.
00:06:32: Und jetzt haben wir, und deswegen habe ich das Eingangs gesagt, ich bin selbst Sozialarbeiter und ich habe auch in meinem ganzen Leben nicht wirklich was anderes gemacht.
00:06:40: Aber über die Jahre hat sich so eine Idee entwickelt, die Sozialarbeiterin, der Sozialarbeiter ist das Allglücksseligmachende in den sozialen Diensten.
00:06:52: Und das ist sozusagen der Goldstandard.
00:06:55: Und wenn wir heute den Begriff Fachkräftemangel hören im Kontext von sozial... dann meinen wir damit den Mangel an Sozialarbeiterinnen, Sozialpädagogen und so weiter.
00:07:08: Und damit machen wir gedanklich eine Engführung, die wir so aber nicht machen müssen.
00:07:13: Es gibt kein Fachkräftegebot, was auch sozialer Arbeit reduziert in den Feldern, die ich eingangs erwähnt habe.
00:07:22: Der Gesetzgeber hat es, bleibe ich mal im Kontext der Kinder und Jugendhilfe, Der Gesetzgeber hatte hinsichtlich der öffentlichen Jugendhilfe, also hinsichtlich der Jugendämter, so geregelt, dass er sagt, ja, die Menschen brauchen eine fachliche Ausbildung.
00:07:39: Wenn man dann einen Schritt dahinter schaut, in die Gesetzesbegründung schaut, ja, natürlich sind es auch Sozialarbeiter, Sozialpädagoginnen, aber das sind genauso Pädagogen, das sind genauso Psychologinnen, das sind Pädiater, das sind Heilerziehungspfleger und so weiter.
00:07:57: Und der Gesetzgeber hat für die öffentliche Jugendhilfe gesagt, oder Menschen, die Erfahrung in diesem Arbeitsfeld haben.
00:08:07: Das heißt, da hat der Gesetzgeber schon Formulierungen gewählt, die eigentlich relativ breit sind, die einen relativ breiten Spektrum ansprechen und hat mit Nichten gesagt, nur die Sozialpädagogik oder die soziale Arbeit ist der Goldstandard.
00:08:24: Und jetzt, wenn wir weitergucken, Für die freie Seite der Jugendhilfe haben wir solche Regelungen überhaupt nicht.
00:08:32: Da gibt es kein Fachkräftegebot.
00:08:34: Das ist eine Konstruktion, die wir uns irgendwann in den letzten zwanzig, dreißig Jahren haben einfallen lassen.
00:08:42: Und ich würde auch sagen, auch ich würde das heute nicht angreifen, würden wir genug Sozialarbeiterinnen und Sozialpädagogen erzieren oder erzieren für unsere Angebote finden.
00:08:55: Aber das ist gut.
00:08:55: nicht mehr.
00:08:56: Wir haben einen Mangel an diesen Kräften.
00:08:58: Und deswegen ist, glaube ich, das Erste, was man tun muss, wenn man damit vernünftig umgehen will, einen Blick ins Gesetz buchen und einfach mal zu fragen, was ist denn die Mindestanforderung?
00:09:11: Und dann lesen wir immer wieder und dann hören wir in der Kommentarliteratur immer wieder zwei ganz zentrale Begriffe.
00:09:18: Das heißt, die Menschen, die in diesen Feldern arbeiten, die müssen persönlich geeignet sein.
00:09:25: Und die müssen für die jeweilige Aufgabe hinlänglich qualifiziert sein.
00:09:31: Eignung und Qualifikation.
00:09:34: Bloß was die Qualifikation ist.
00:09:37: Das ist halt nicht stoppide vorgegeben.
00:09:40: Qualifikation ist gleich sozialer Arbeit.
00:09:44: Sondern das hat was mit der Aufgabe zu tun.
00:09:46: Mit der ganz konkreten Aufgabe.
00:09:48: Und jetzt kann man das nämlich mal.
00:09:50: irgendein Beispiel von mir aus eine Jugendwohngruppe, also eine Heimeinrichtung.
00:09:56: wo junge Menschen leben, deren Eltern sich nicht gut um sie kümmern können.
00:10:02: Ja, als ich solche Einrichtungen selber betreut habe, da fand ich das auch toll, als Sozialarbeiter mit den Kids ein Frühstück vorzubereiten, zu frühstücken, mich um die Hausaufgabenbetreuung zu kümmern oder mit denen auf den Sportplatz zu gehen.
00:10:20: Das fand ich klasse.
00:10:21: Und ja, das hat auch die Beziehungsarbeit verstärkt.
00:10:25: Und ja, das hat insgesamt eine gute Betreuung ermöglicht.
00:10:29: Aber wenn ich jetzt den Schritt weitergehe und sage, ich finde nicht mehr genug Sozialarbeiterinnen, Sozialpädagogen, dann kann ich schon berechtigterweise fragen, was ist denn die hinlängliche Qualifikation, um ein Frühstück zuzubereiten, um mit den Kids einen Mittagessen zu haben, die Kids zu fragen, wie es in der Schule war.
00:10:54: oder die Hausaufgaben zu betreuen oder auf den Bolzplatz zu gehen oder zum Biller zu gehen, was auch immer.
00:11:02: Und ich behaupte jetzt nicht, das kann jeder, aber ich behaupte sehr wohl, dass wir jede Menge Tätigkeiten, dass wir jede Menge Aufgaben haben, wo die hinlängliche Qualifikation, um diese gut zu machen, nicht das Studium der sozialen Arbeit voraussetzt.
00:11:20: Und das ist der Ansatz, wir nennen das heute Kompetenzgebot, Stadtfachkräftegebot, um das auch ein bisschen zu pointieren, aber das ist diese Idee hinter dem Kompetenzgebot.
00:11:32: Wirklich herzugehen und zu sagen, in den Arbeitsfeldern, in denen wir unterwegs sind, was gibt es denn für Aufgaben, die sehr konkret zu beschreiben?
00:11:43: Es ist gar nicht so einfach, das so alles differenziert darzustellen und dann zu sagen, okay, Was brauche ich denn für Menschen, die in einer guten Art und Weise diese Aufgaben erfüllen können?
00:11:57: Und dann sind es immer wieder diese beiden Dinge, persönliche Eignung, hinlängliche Qualifikation.
00:12:03: Und das war ja auch Frau Kleinsorge, ihr Anhaltspunkt, dann sitzt man auf Podiumsdiskussionen und hört sich an, ja, das was ich sage, das führt zur Deprofessionalisierung der sozialen Arbeit.
00:12:19: Nein, sorry, das ist meiner Ansicht nach eine völlig unberechtigte Kritik.
00:12:25: Die Profession der sozialen Arbeit zeichnet sich nicht durch das sozialpädagogisch betreute Frühstücken aus, sondern das, was ich im Studium gelernt habe, was diese Profession ausmacht, da gibt es jede Menge Aufgaben und Tätigkeiten, wo ich aus dem Brustton der Überzeugung sage, das sollten die Sozialarbeiterinnen, die Sozialarbeiter tun.
00:12:46: Heilverantwortung.
00:12:47: Krisenintervention, Elterngespräche, Einzelförderung, Hilfeplanung und so weiter und so weiter.
00:12:58: Da brauche ich die Profession, aber der sozialpädagogisch begleitete Frühstücken, das ist nicht unbedingt der Aspekt, der zu einer Deprofessionalisierung führt.
00:13:09: Das ist nicht unbedingt der Aspekt, der zur Deprofessionalisierung führt, aber Sie haben es ja eingangs auch schon gesagt, das ist durchaus auch eine Erfahrung und ein Erlebnis, was die Beziehungsarbeit verbessert.
00:13:20: Da gibt es aber vielleicht auch Antworten darauf, wie man das ausgleicht und kompensiert.
00:13:24: Ich sage mal erst mal, hätten wir heute beliebig viele Sozialarbeiter und Sozialpädagoginnen würde sich diese Frage wahrscheinlich nicht stellen.
00:13:35: Es ist ja nicht der Ansatzpunkt, dass ich sage, sozialpädagogisch begleitetes Frühstücken ist blöd.
00:13:40: Nein, das ist es nicht.
00:13:42: Aber ich sag, wenn ich eine Ressourcenknappheit habe und die Ressource ist hier nicht mehr das Geld, sondern die Ressource ist hier das Fachpersonal.
00:13:51: Wenn ich eine Knappheit an Mitarbeitenden habe, die in diesen Bereichen arbeiten können oder wollen, dann muss ich mir überlegen, wie kann ich mit dieser Fragestellung umgehen.
00:14:01: Und ja, Die Beziehungsarbeit verliert ein Stück dabei, das ist schon richtig.
00:14:07: Und wenn ich die Kids in ganz alltäglichen Bezügen erleben, wenn ich mit denen Fußball spiele, wenn ich mit denen Frühstücke, wenn ich einfach da bin, dann habe ich auch nochmal andere Anteile.
00:14:20: Die sind prima, die sind gut, die sind förderlich.
00:14:24: Aber sie sind nicht zwingend erforderlich.
00:14:27: Leistungsverbringung.
00:14:29: Und das ist wofür wir stehen.
00:14:33: Also ganz herzlichen Dank erstmal für die Einführung dazu.
00:14:37: Ich habe also sofort sozusagen mehrere Kategorien im Kopf an Fragen oder Richtungen, die da sind.
00:14:46: Ich würde beginnen damit, dass ich dem folgend, wie Sie es gesagt haben, vielleicht an dem Ansatz sogar eine Stärkung der Profession sehen würde.
00:14:59: Die Herausforderung, sagen wir mal, klassisches Sozialarbeiter in Klischee ist ja, man sitzt halt da irgendwie so rum, dann macht man halt irgendwie ein bisschen, was weiß ich, Spielchen mit denen Frühstück, sie hat mir jetzt das sozialpädagogisch betreute Frühstück angebracht, geht mir mit denen Kickerspiel noch ein bisschen im Wald wandern oder klettern oder sonst irgendwas.
00:15:23: Was natürlich nach außen, sozusagen in die Gesellschaft ist das Bild, was man von Sozialarbeiterinnen hat, eher nicht unbedingt stärkt an der Stelle.
00:15:34: Hier zu sagen, es gibt aber wirklich zwingend sozialarbeiterisch, sozialpädagogische Tätigkeiten.
00:15:44: wo die Qualifikation unbedingt erforderlich ist und darauf fokussieren wir an der Stelle, was dann die Möglichkeit auch bringen könnte.
00:15:53: Es ist erst mal eine Frage auch an Sie, zu sagen, naja, darüber die Profession eben zu stärken.
00:15:59: Also erst mal als Sozialarbeiter würde ich der These vehement widersprechen, dass Sozialarbeit jeder kann und dass die eh nur alle Blöde rum sitzen und...
00:16:09: Ja, ja, das ist Klischee sozusagen, was man macht.
00:16:11: ... für den DK-Fifthinken.
00:16:12: Ich sage es nochmal.
00:16:14: Und es soll nicht dispektierlich klingen.
00:16:17: Wenn ich mir aufgrund der Ressourcen des vorhanden Seins von ausreichend Personal, des sozialpädagogisch begleitete Frühstücken leisten kann, ist das eine gute Sache.
00:16:30: So bestelle ich nicht in Abrede.
00:16:33: Aber wenn ich mich auf das konzentriere, wo ich zwingend die Profession der sozialen Arbeit brauche.
00:16:41: dann hat das natürlich, und dann bin ich genau bei dem, was Sie eben gesagt haben, dann schärft es natürlich auch den Blick auf diese Profession.
00:16:50: Dann kommen nämlich die Kompetenzen zum Tragen, die ich tatsächlich im Studium erworben habe.
00:16:57: Jetzt bleibe ich bei meinen blöden Beispielen.
00:17:00: In Frühstückstisch zu decken, habe ich nicht in meinem Studium erworben, aber eine Fallverantwortung zu übernehmen, eine sozialpädagogische Diagnose zu machen.
00:17:11: Familiendynamiken zu erkennen, fördernde Gespräche systematisch, Methoden gestützt zu führen, in Krisensituationen nicht aus dem Bauch, sondern geplant zu handeln, Kriseninterventionsschritte im Kopf zu haben, Deeskalationsstrategien anzuwenden.
00:17:32: All das habe ich im Studium gelernt und all das ist der Kernbereich dieser Profession.
00:17:38: Hilfe zu planen, Netzwerke aufzubauen, Klienten nicht nur als Symptomträger zu verstehen, zu schauen, wo finden sich förderliche Ressourcen.
00:17:50: Das kann man jetzt auch ganz, ganz weit ausführen.
00:17:53: All das würde ich wirklich sagen, ist der Kernbereich unserer Profession.
00:17:59: Und dafür brauche ich auch zwingend Menschen, die da studiert haben, die die Ausbildung haben.
00:18:05: Aber viele nice to have Tätigkeiten, Da brauche ich das nicht zwingend.
00:18:12: Und dann gehe ich sogar noch einen Schritt weiter.
00:18:15: Ich glaube, das ist die Erfahrung, die wir sammeln, wenn wir mit anderen Berufsgruppen zusammenarbeiten, die bringen auch wieder spezifische Sachen mit.
00:18:27: Spezifische Fähigkeiten, Fertigkeiten mit spezifischen Kompetenzen mit.
00:18:32: Mache ich mal irgendwo ein Beispiel.
00:18:34: Wenn ich einen Schreiner habe, der vielleicht auch mal eine Zeit lang in seinem Leben in der Ausbildung gearbeitet hat, also auszubildende angeleitet hat, dann interessieren mich jetzt in der Wohngruppe nicht so sehr dem seiner handwerklichen Fähigkeiten.
00:18:50: Was mich aber interessiert ist, dem seine Vorbildfunktion, was mich interessiert ist, den sein anderer Blick an Fragestellungen ranzugehen.
00:19:02: Was mich daran fasziniert, was der Mensch einbringt, das ist sicherlich eine Alltagskompetenz, die auf Grundlage in der Berufserfahrung ausgeprägt ist und er bringt ganz wahrscheinlich einen anderen Blick mit.
00:19:16: Jetzt habe ich das Ganze in der männlichen Form gesagt und die Schreiner Meisterin tut genau das Gleiche.
00:19:22: Das kann
00:19:23: ich jetzt nicht durchdeklinieren.
00:19:25: Ich kann jetzt jemand sagen, der Hauswirtschaft gelernt hat, der Schulbegleitung gelernt hat.
00:19:31: der Sport gelernt hat, der Arbeitseinleitung gelernt hat, um jetzt nur so ein paar Berufsgruppen aufzugreifen, die man jetzt nicht so klassisch als Fachkräfte assoziiert.
00:19:43: Und ja, ich glaube für die Kids ist es gut, zumindest mit Sicherheit kein Schaden.
00:19:50: Ich glaube, die Profession der sozialen Arbeit wird auch ein Stück weit geschärft.
00:19:54: Und ich glaube aber vor allen Dingen, und da bin ich wirklich Überzeugungstäter, Ich glaube, dass Multiprofessionalität einen echten Vorteil bietet.
00:20:04: Und nur mehr vom selben, weiß ich nicht, mag ich privat nicht so sehr, finde ich beruflich jetzt auch nicht so den Königsweg, sondern ein bisschen Unterschiedlichkeiten, ein bisschen Verschiedenheiten, ein bisschen verschiedene Blicke, ein bisschen verschiedene Kompetenzen zusammenzubringen.
00:20:23: Das ist schon echt vorteilhaft.
00:20:27: Da gehe ich total mit.
00:20:29: Ich finde das spannend.
00:20:31: Ich komme aus der Jugendverbandsarbeit ganz ursprünglich und ich habe mich neulich mit dem Hendrik drüber unterhalten, dass das, wenn wir Stellen zu besetzen hatten, als jugendliche Selbstorganisierte für uns immer spannend war, Menschen einzustellen, die mehr mitbringen als ihre Professionalität.
00:20:46: Also aus der Perspektive kann ich das total nachvollziehen.
00:20:49: Gleichzeitig habe ich als Mutter jetzt immer im Hinterkopf die absehbare zwei Klassen erzieheringeschichte in der Kita durch multiprofessionale Teams, wo dann Menschen dafür zuständig sind, meinem Kind Schuhe, Jacke, weiß ich nicht, was anzuziehen, den Mund abzuputzen, nach dem Essen den Tisch zu decken.
00:21:08: Und dann gibt es die Erzieherin, die die eigentliche Arbeit am Kind machen.
00:21:12: Deshalb würde ich tatsächlich jetzt nochmal fragen, wie macht man das denn gut?
00:21:16: Da gibt es bestimmt auch Ansatzpunkte in der Diakonie Rosenheim.
00:21:19: Ich hatte das gerade schon mal kurz angerissen, diese Frage.
00:21:22: Wie kommt es zu einem Austausch zwischen den Menschen, die mitarbeiten und zwischen den Fachkräften, die die professionelle sozialarbeiterischen Tätigkeiten übernehmen?
00:21:31: Wie sind die im Austausch?
00:21:33: Wie kriegt man einen Eindruck vom gesamten Kind?
00:21:37: Wie entwickeln die vielleicht auch gemeinsam dann das weitere Vorgehen, damit es eben nicht so eine Zweiklassengeschichte wird?
00:21:43: Ich glaube, der Drehenangelpunkt ist, dass ich erst mal Zuschreibungen vermeide.
00:21:48: Und jetzt... Das soll jetzt nicht gemein sein, aber Sie haben gerade gesagt, die Erzieherinnen, die dann die eigentliche Arbeit am Kind machen.
00:21:56: So wird es diskutiert.
00:21:58: Und dann schaffe ich natürlich eine Zuschreibung, das eine ist eine wichtige Tätigkeit und das andere ist eine unwichtige Tätigkeit.
00:22:04: Genau.
00:22:04: Aber ich glaube, so fühlt es sich tatsächlich für viele an.
00:22:07: Und ich bin jetzt gerade, wenn man unsere Kitas anguckt, ich bin schon sehr davon überzeugt, dass ein liebevoller alltäglicher Kontakt beim...
00:22:16: Ja, schon viele Momente.
00:22:18: Beim
00:22:19: Rausgehen, beim Spielen, in liebevoller Kontakt.
00:22:23: Das ist aus Sicht der Kinder und auch vieler Eltern.
00:22:30: Das ist für den Kind schon eigentlich die erhebliche oder die wesentliche Arbeit ist.
00:22:37: Gute Elterngespräche zu führen, Erziehungsratschläge zu geben, Familiendynamiken sich anzuschauen.
00:22:45: Förderpläne zu entwickeln, sich zu überlegen, wo ist denn der Entwicklungsstand des Kindes, wo kann dem Kind auch noch etwas vermittelt werden an Kompetenzen, was es braucht, was es brauchen kann.
00:23:02: Da würde ich sagen, das sind klassische Aufgaben, die ich gerne erzieren oder erziehe übertragen.
00:23:08: Aber ich würde mit nichts sagen, den Satz mache ich noch, ich würde mit nichts sagen.
00:23:13: dass dieser ganze alltägliche Bereich weniger wichtig ist.
00:23:18: Ich glaube für die Kids, deren Wohlergehen, deren Wohlbefinden, sind beide Sachen wichtig.
00:23:25: Ist das professionelle wichtig und ist aber auch der Alltag wichtig.
00:23:29: Und jetzt aber auf Ihre Frage eigentlich eingehen.
00:23:32: Ich wollte nur nochmal kurz ergänzen.
00:23:34: Ich sehe das selber so wie sie, aber ich finde, dass es eine öffentliche Diskussion gerade ist, eine gesellschaftliche, die total schwierig ist.
00:23:41: Insofern sind wir uns da total einig.
00:23:42: Finde ich gut, dass Sie das nochmal klar gesagt haben, aber jetzt gerne die Antwort auf die Frage.
00:23:47: Ich mag solche Zuschreibungen immer nicht im Raum stehen lassen.
00:23:51: Ich weiß so gut kenn ich es persönlich, dass es nicht Ihre Überzeugung ist.
00:23:55: Aber natürlich ist das das, was in der Gesellschaft auch diskutiert wird.
00:24:01: Und ich würde ein Teufel tun, dort von zwei oder drei Klassen zu sprechen, sondern tatsächlich von Multiprofessionalität zu sprechen und immer wieder, immer wieder der gleiche Zweiklang.
00:24:14: Ich brauche Menschen, die persönlich geeignet sind und die für die jeweilige Aufgabe gut qualifiziert sind.
00:24:22: Und wenn ich mir selber, wir machen in unserem Fortum-Weiterbildungs-Institut der Dietrich Bonn-Hülfer-Academie, machen wir ganz viele Zertifikatskurse für Menschen, die in Kitas einsteigen, als Assistenzkraft.
00:24:37: Wir machen Qualifikationen von der Assistenzkraft zur Ergänzungskraft.
00:24:42: Wir bieten dann auch entsprechende Lehrgänge an, um von der Ergänzungskraft zur Fachkraft zu werden.
00:24:49: Da steht eine ganze Kette dahinter.
00:24:52: Und wir erleben dort Menschen, die mit einer wahnsinnigen Begeisterung heute in diesen Beruf reingehen, in dieses Berufsfeld reingehen und vorher irgendwas anders gemacht haben.
00:25:07: Jetzt sage ich mal umgekehrt, wenn heute ein junger Mann sein Abitur macht und sagt, ich habe Interesse an den Beruf des Erziehers oder Sozialpädagogen, dann wird er vermutlich auf die Fachakademie oder auf die Hochschule gehen.
00:25:22: Dann wird er sich nicht in solchen Quereinsteiger Angeboten aufhalten.
00:25:27: Sondern was wir dort machen, ist Menschen erreichen, die erst mal einen anderen beruflichen Weg eingeschlagen haben und die aber warum auch immer Spaß an der Arbeit mit Kindern haben und daran Interesse haben und die qualifizieren wir.
00:25:41: Und das ist glaube ich ein ganz wichtiger Punkt.
00:25:44: Das entscheidende in der Einrichtung ist aber, dass man in den Teams gut zusammenarbeitet.
00:25:51: Das wäre jetzt meine Frage gewesen.
00:25:53: Also eben Ich wäre über den gleichen Strang gekommen, ich wäre aber sozusagen eher in die Arbeitsorganisationen in, was weiß ich, der Wohngruppe.
00:26:03: Also ich kenne es selber stationäre Jugendhilfe, wo ich angefangen habe damals.
00:26:10: Man war halt in Anführungsstrichen irgendwie ein Team.
00:26:15: auch immer wieder der, sagen wir mal, ein bisschen ausgelutschte Begriff alle auf Augenhöhe.
00:26:21: Man tauscht sich aus und macht sozusagen gestaltet, sozusagen den Alltag.
00:26:28: Das wird ja, zumindest erstmal die These hinten dran, wird ja zumindest in Anführungsstrichen in Frage gestellt, wenn sozusagen Qualifikations- oder Kompetenzorientiert, wie auch immer sozusagen Aufgaben unterschieden werden können.
00:26:45: Wie gehen Sie damit um?
00:26:46: Also wie kann ich mir das vorstellen, was weiß ich, stationäre Jugendhilfe oder auch Kita?
00:26:52: Also grundsätzlich als Träger haben wir zwei Strategien.
00:26:55: Die eine Strategie ist die mit, es klingt das Blöde, mit Paaren zu arbeiten, wo ich Kolleginnen und Kollegen fest in Kleinstteams zusammenarbeiten lasse, die unterschiedliche Teilaspekte der Aufgabenstellung erfüllen.
00:27:13: Das ist typischerweise in der Kita-Gruppe.
00:27:17: Da habe ich vielleicht sind es zwei, vielleicht sind es drei.
00:27:20: Ja, da habe ich die sozusagen sowieso zusammen alleine aufrundt.
00:27:23: Dann habe ich die sowieso dann als kleinsteam zusammen, da habe ich eine Erzieherin, eine Kinderpflegerin, Kinderpflege und eine Assistenzkraft.
00:27:32: Und die machen das gemeinsam und sind damit ganz, ganz eng im Austausch.
00:27:37: Wenn ich das gleiche Modell mir in den ambulanten Erziehungshilfen anschaue, zum Beispiel bei einer sozialpädagogischen Familienhilfe, wo ja der Auftrag ist, durch alltagserlebende Veränderung in den Familien zu erzeugen, dann bietet sich so ein Paarmodell auch hervorragend an.
00:27:56: Dann habe ich vielleicht eine Sozialarbeiterin und eine Unterstützungskraft.
00:28:01: Und die machen diese Familienarbeit gemeinsam differenziert, nach den jeweiligen Schwerpunktsetzungen.
00:28:10: Ich mach's mal ganz praktisch, mit den älterne Ordnung in der Wohnung zu entwickeln.
00:28:17: Ja, kann ich als Sozialarbeiter auch, brauche ich aber nicht zwingend die Qualifikation.
00:28:22: Ein Wäschekorb ungeöffneter Post zu sortieren, brauche ich vielleicht auch nicht die Qualifikation.
00:28:28: Sich zu überlegen und das auch zu realisieren, wo krieg ich denn gebrauchte, gut erhaltene Möbel her?
00:28:36: All das sind Sachen, die wir in der sozialpädagogischen Familie Hilfe tun.
00:28:40: Und dann wieder der andere Teil, eine spezifische Förderplanung, kritisch-reflexive Gespräche zu viel führen über das Erziehungsverhalten, Ressourcen im Nahraum zu akquirieren, welche Nachbarin, welcher Nachbar, welches Familienmitglied könnte noch welche zusätzliche Unterstützung in der Familie leisten.
00:29:01: Mit diesen Tätigkeiten sehe ich deutlich stärker die Sozialarbeiterinnen oder den Sozialarbeiter.
00:29:06: Und ich kann die verbinden und ich kann die als Team, als Kleinsteam, als Paar zusammenarbeiten lassen.
00:29:12: Das ist die eine Strategie.
00:29:14: Die andere Strategie, wenn Sie jetzt Wohngruppe angesprochen haben, da habe ich in der Regel nicht zwei, drei Leute, die gleichzeitig anwesend sind, sondern in der Regel... habe ich in irgendeiner Form eine Konstruktion, die sich um den Alltag herumdreht.
00:29:32: Und da sagen wir heute, mittlerweile in einigen Konzepten, dafür haben wir Kräfte, die sich an diesem Alltag orientiert, vierundzwanzig Stunden in diese Einrichtung aufhalten.
00:29:47: Und ich habe ergänzend dazu einen sozialpädagogischen Fachdienst.
00:29:52: der dann durchaus aber auch personell gut ausgestattet ist, dann rede ich auch von einem jungen Mensch.
00:30:00: Fachkraftverhältnis von eins zu zwei, schlimmstenfalls eins zu drei, der, die diese sozialpädagogischen Aufgaben übernimmt.
00:30:09: Und dann habe ich vielleicht noch einen kleineren Anteil heilpädagogischer Fachdienst, wenn ich es brauche auch im psychologischen Fachdienst, dann habe ich eine Gesamtleitung, dann habe ich vielleicht noch eine Hauswirtschaft, sodass ich insgesamt Er zwischen dem Thema Alltag, Alltagsbegleitung, Alltagsgestaltung und damit auch Schichtdienst, um das ganz klar zu benennen, auf der einen Seite habe und auf der anderen Seite die verschiedenen fachlichen, professionsorientierten Aufgaben zugeordnet haben.
00:30:43: Die sozialpädagogischen, die heipädagogischen, die administrativen, die psychologischen.
00:30:50: Und dann ist es ganz wichtig, dass wir eine gut funktionierende Teamarbeit haben.
00:30:54: Vielleicht die Frage dazu auch, also, dass eine Fachdienste sozusagen zu verstehen, okay, ein Sozialarbeiter, Sozialarbeiterin hat keine Ahnung, zwei, drei, vier Jugendliche sozusagen für diese Fachdienste.
00:31:09: Lassen Sie mal draußen.
00:31:11: Okay, zwei, drei.
00:31:12: So sind wir in dem Bereich.
00:31:15: Jugendliche für die sie sozusagen aus pädagogischer oder sozialpädagogischer Fachlichkeit heraus zuständig ist, die Verantwortung dafür trägt.
00:31:23: Der andere Teil ist Alltag.
00:31:24: Das ist nachvollziehbar, sagen wir mal Bezugsbetreuung oder wie auch immer man das dann irgendwie nennt oder wie sie das auch immer sozusagen dann einordnet.
00:31:35: Bei dem anderen Konzept dem Zusammenarbeiten der beiden Professionen sozusagen, sie hatten es gesagt, okay, auf der einen Seite die Erzieherin beispielsweise mit einer Assistenzkraft, die welche Qualifikation auch immer sozusagen hinten dran hat, aber quasi mitarbeitet dabei wie gelingt.
00:31:52: ist ihnen da, sagen wir mal so was, wie eine Kultur zu gestalten, die mich auf, weil das ist ja sozusagen immer im Hinterkopf, zwei Klassen, das war schon ein Thema, die einen sind die ausgebildeten Erzieherinnen oder Sozialarbeiterinnen und die anderen sind aber nur in Anführungsstrichen, die ja, weiß ich nicht, Assistenzkräfte mit welcher Ausbildung auch immer.
00:32:21: Also
00:32:21: wie kommt es zu dieser gemeinsamen Kultur, dass es nicht in Anführungsstrichen innerhalb der Teams in Abwertungen oder wie auch immer kommt?
00:32:30: Die Gefahr besteht.
00:32:32: Die Gefahr besteht immer dann, wenn ich auf verschiedenen Qualifikationsniveaus unterwegs bin und dahinter stehen natürlich verschiedene Qualifikationsniveaus.
00:32:43: Wenn ich ein multiprofessionelles Team habe, was ich aus Sozialarbeiter, Psychologinnen Pädagogen, Erziehungswissenschaftlern, also alles gleiches Qualifikationsniveau.
00:32:55: Zusammen werde ich diese Frage oben unten weniger haben.
00:33:02: Sie haben schon dann wahrscheinlich an der Stelle sogar die Differenz zwischen dem Erziehungswissenschaftler und Psychologen aus dem Universitätskontext zu den Sozialarbeiterinnen aus dem Fachhochschulkontext, wo man dann schon wieder drüber nachdenken kann.
00:33:15: Auch das, zumindest mal historisch, ich glaube, also zumindest in unseren Einrichtungen würde ich heute sagen, das gibt es eigentlich nicht mehr.
00:33:22: Aber historisch bin ich völlig bei Ihnen und das ist noch nicht hundert Jahre her.
00:33:26: Da gehen wir mal zehn, fifteen, zwanzig Jahre zurück, wobei die Tendenz durchaus auch hatten.
00:33:32: Aber nie ist es so, trotz die Gefahr verschärft sich, wenn ich unterschiedliche Qualifikationsniveaus habe, wenn ich neben den akademisch ausgebildeten Kolleginnen und Kollegen auch Menschen haben, die eine handwerkliche Ausbildung mitbringen, die dort als Ergänzungskraft als Unterstützungskraft tätig sind.
00:33:51: Erstmal, glaube ich, ist es eine sozialpädagogische Kernkompetenz, das zu reflektieren.
00:33:59: Da bin ich wieder bei der Professionalisierung.
00:34:02: Das auch im Kern zu steuern und so zu gestalten, das ist nicht heißt, ich bin besser oder meine Arbeit ist wertvoller als deine.
00:34:13: Aber das ist umgekehrt auch nicht dazu führt, alle machen alles.
00:34:18: Weil das ist nicht mit diesem Ansatz gemeint.
00:34:21: Wir reden bei Krokotenzorientierung, von einem Krokotenzgebot.
00:34:25: Und dann reden wir auch von der Zuschreibung von Aufgaben.
00:34:29: Aber nicht von oben.
00:34:30: und also ich glaube tatsächlich, dass es, und davon sind wir überzeugend, es zeigt auch die Praxis des Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, diese Qualifikation durchaus auch mitbringen.
00:34:41: das zu reflektieren, das auch zu steuern.
00:34:44: Klar, immer dann, wenn ich in Feldern arbeite, wo ich höhere Spannenbreiten habe, brauche ich vielleicht auch ein Stück weit mehr Supervision.
00:34:55: Die allermeisten unserer Teams, die haben im Jahr dreißigvierzig Stunden Supervision, rechnerisch eine Stunde für eine Woche.
00:35:07: Eigentlich nicht, nicht viertzig Minuten in jeder Schulwoche.
00:35:10: So ist so eine ganz alte Formel mal gewesen.
00:35:13: Und natürlich muss ich diese Instrumente auch nutzen, um diese Team-Dynamiken oder diese Paar-Dynamiken in den Blick zu nehmen.
00:35:21: Und ja, die Komplexität nimmt zu.
00:35:26: Und ich sage nochmal einen Satz, den ich vorhin schon gesagt habe.
00:35:29: Wahrscheinlich hätten wir jede Menge Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter zur Verfügung.
00:35:35: Würden wir diese Frage nicht diskutieren?
00:35:39: Würden wir vielleicht akademisch sagen, ein Fachkräftegebot gibt es auch in der Kinder- und Jugendhilfe nicht, das ist akademisch immer richtig, aber das hätte keine praktische Bedeutung.
00:35:50: Praktischer Relevanz kriegt dieser Kompetenzansatz dadurch, dass wir diese Fachkräfte halt nicht haben.
00:35:57: Und jetzt vertrete ich einen evangelischen Träger und das mag ich schon nochmal ganz ganz pointiert sagen.
00:36:02: Was ist denn unsere Alternative?
00:36:06: Entweder wir sperren die Einrichtungen zu, Wir reduzieren das Angebot.
00:36:14: Wir reduzieren die Öffnungszeiten von mir aus.
00:36:17: Wir reduzieren das Fallaufkommen.
00:36:20: Wir schließen eine Gruppe in der Kita.
00:36:23: Oder wir schließen eine ganze Kita.
00:36:25: Oder wir machen die Wohngruppe zu.
00:36:28: Immer wieder mit dem Argument, weil wir nicht genügend Fachkräfte finden.
00:36:33: Und jetzt arbeite ich hier in Oberbayern, in der Region, wo wir nicht nur ein Fachkräfteproblem haben.
00:36:40: sondern auch ein Wohnraumproblem haben, ein Problem immenser Lebenshaltungskosten haben, all das verschärft ist.
00:36:48: Und ja, wenn man sich die Entwicklung in den letzten Jahren anguckt, viele Einrichtungen haben irgendwann ihr Leistungsangebot reduziert, haben Gruppen geschlossen oder sind ganz ausgestiegen.
00:37:00: Und da sage ich als diakonischer Träger, als evangelischer Träger, es kann doch nicht angehen, der sich aufgrund des Festhaltens an einem nicht existierenden Fachkräftegebot, am Ende Kids auf der Straße lasse, Familien unbetreut lasse, Mütter zwinge, ihre Kinder zu Hause zu betreuen, obwohl sie eigentlich was anderes wollen.
00:37:23: Natürlich auch Väter, aber oftmals sind es die Mütter, die haben
00:37:26: den Gipfungen,
00:37:27: weil es kein Gitter
00:37:28: ist.
00:37:29: Und ich halte an einem vermeintlichen Fachkräftegebot fest und sag, oh nee, Alternativ, damit setze ich mich nicht auseinander, weil das könnte ja vielleicht zu einer Deprofessionalisierung finden.
00:37:39: Ich finde, wir haben ein ethisch-moralischen Auftrag, uns darum zu sorgen, dass die Menschen, die einen Anspruch auf diese Leistungen haben oder die einfach nur diese Leistungen brauchen, ganz oft auch existenziell brauchen, dass die die auch kriegen, dass wir als Diakonieder für Zuständig sind, diese Angebote vorzuhalten.
00:38:01: Und wenn es halt in Gottes Namen nicht auf der Form geht, wie wir uns das vielleicht wünschen, nur Fachkräfte, dann bitte nicht die Alternative, ich reduziere das Angebot, ich lasse Leute im Regen stehen, sondern dann bitte Alternativen überlegen.
00:38:17: Und dieses Kompetenzgebot, das ist eine Alternative.
00:38:21: Und ein letzter Satz dazu, ich stehe sehr auf Begriffe wie Gerechtigkeit oder Solidarität.
00:38:31: Am schönsten kann man das bei Kita machen.
00:38:33: Und ich finde es eigentlich nicht erträglich, ein ganz tolles Angebot für wenige vorzuhalten, wenn der Preis dafür ist, das andere diese Leistung gar nicht kriegen.
00:38:48: Und wenn ich jetzt alle bösen Stimmen unterstelle und sage, ja, die Kita mit nur Erzieherinnen und Erziehern, das ist die bessere Kita, würde ich fachlich bezweifeln.
00:38:58: Aber wenn ich das unterstelle, Um eine Alternative ist, ich kriege aber nur zwei Drittel der Kids auf diesem Qualitätsniveau versorgt und ein Drittel der Kids halt nicht.
00:39:10: Dann sage ich, äh, nee, es ist nicht solidarisch und das ist vor allen Dingen auch nicht so dargelegt.
00:39:17: Äh, ich kann nochmal auf meine Erfahrungshorizonte als Mutter kurz eingehen.
00:39:21: Wir haben es noch mit seinem Kind in der Kita zu tun und... Ich werde heute ein bisschen früher vom Podcast gehen müssen, weil die Kita früher zu macht und ich das Kind bitte vorher abholen möge.
00:39:32: Wir sind genau in dem Kontext, das wir gerade hatten.
00:39:34: Das wird oft auf dem Rücken der Frauen ausgetragen.
00:39:36: Ich würde auch gerne den Podcast zum Ende machen.
00:39:39: Aber ich glaube, die Frage, auf die ich hinaus wollte ist, wir haben das gerade so nebenbei angerissen.
00:39:47: Es scheint gute Ansätze zu geben.
00:39:50: damit umzugehen, dass wir neue Herausforderungen uns in die Einrichtung und in die soziale Arbeit holen, damit, dass wir nicht nur mit ausgebildeten Sozialarbeiterinnen und anderen Fachkräften zusammenarbeiten, aber es scheint ja Ideen zu geben, damit umzugehen, Lösungsansätze, wie das trotzdem scheinbar auch gut und entspannt gelegen kann.
00:40:11: Wenn ich überlege, als Mutter, ich erlebe das nicht immer nur entspannt und als Entlastung, ich habe oft das Gefühl, dass die Fachkräfte in der Kita eher das als Belastung empfinden.
00:40:22: Ich habe das Gefühl, dass Leitungskräfte das als Belastung empfinden.
00:40:27: Das schafft scheinbar auf den ersten Blick so viele neue Probleme, mit denen sich viele sehr schwer tun, umzugehen.
00:40:34: Und deshalb finde ich das so erfrischend, dass sie sagen, führt ja vielleicht eher zu einer Professionalisierung der sozialen Arbeit, führt eher dazu, sich bewusst zu werden.
00:40:42: Was ist denn das Wichtige?
00:40:44: Wie kann ich das erfüllen?
00:40:46: Und was passiert alles noch?
00:40:47: Wichtig ist außen rum.
00:40:48: Wie kann ich das auch erfüllen?
00:40:49: Und wie kann ich das so tun, dass beide wieder daran arbeiten, auch gut damit arbeiten können?
00:40:56: Das finde ich total spannend.
00:40:57: Und da würde ich gerne nochmal die Fahrein gehen, weil ich das wirklich so oft in unterschiedlichen Zusammenhängen erlebe, dass das als zusätzliche Belastung empfunden wird, auch noch Menschen mitzunehmen, die es nicht professionell gelernt haben.
00:41:11: Und ich glaube, das Entlastungspotenzial ist tatsächlich größer und das scheinen Sie ja genauso hautnah auch immer wieder zu erleben.
00:41:17: Jetzt kann ich in zwei Richtungen die Frage beantworten oder den Anfang der Beantwortung machen.
00:41:23: Ich kann bei der zusätzlichen Belastung anfangen, dadurch, dass ich fachfremde, greffte integriere.
00:41:31: Das ist eine zusätzliche Belastung, da muss man auch nicht rumreden.
00:41:35: Oder ich kann und das glaube ich mache ich.
00:41:37: Jetzt habe ich genug überlegt.
00:41:39: Ich fange an der anderen Stelle an.
00:41:41: Was ist denn die Wirklichkeit in den Einrichtungen, die nur auf Fachkräfte setzen?
00:41:47: Und ich habe das in verschiedenen Fachzeitschrift aufsetzen, beschrieben.
00:41:52: Das ist ganz oft eine gemeinsame Abwärtsspirale.
00:41:56: Das erleben wir in Kitas.
00:41:58: Das erleben wir momentan dramatisch in ganz vielen ASDs von den Jugendämtern.
00:42:05: Das ist nämlich eigentlich... Jetzt mache ich es an irgendeiner Hausnummer, dass ich eigentlich für einen regulären Betrieb der Einrichtung oder des Dienstes von mir aus zwanzig Fachkräfte habe.
00:42:18: Eigentlich.
00:42:20: Und die kann ich nicht vollständig besetzen, weil ich die Leute nicht finde.
00:42:24: Um was passiert dann?
00:42:27: Die Arbeitsbelastung für die verbleibenden Kolleginnen und Kollegen wird größer.
00:42:31: Vertretung, Arbeitsverdichtung.
00:42:35: Das wissen wir alle, das geht eine Zeit lang auch gut und ja, man kann auch mal eine Zeit lang auf unter zwanzig Prozent arbeiten, bloß es ist eine zusätzliche Belastung.
00:42:46: Und wir wissen aus aller Empirie, wohin für zusätzliche Belastung?
00:42:53: dauerhaft im Arbeitsleben?
00:42:56: wen überrascht es zu höheren Krankenständen.
00:42:59: Was passiert mit diesen höheren Ausfallzeiten?
00:43:01: Die müssen wiederum durch andere kompensiert werden.
00:43:05: Das heißt, die Belastung nimmt ständig zu.
00:43:08: Es machen Menschen, die manchmal krank sind, die aber zumindest dauerhaft belastet sind, die überlegen sich irgendwann, ah, gibt's da nicht vielleicht Tätigkeiten?
00:43:21: Gibt's da nicht vielleicht Arbeitsplätze, wo ich die Belastung nicht zu habe?
00:43:26: Das heißt, ich mehre nicht nur den Krankenstand.
00:43:30: in der Folge weitere Belastung für die Verbleibenden, sondern ich mehre auch die Fluktation, dass Leute aus dieser konkreten Aufgabe rausgehen oder gar aus dem Berufsfeld rausgehen.
00:43:42: Stichwort war Abwärtsspirale.
00:43:44: All das führt zu einer noch stärkeren Belastung der Verbleibenden.
00:43:48: Und da haben wir zum Teil in Kitas dramatische Situationen.
00:43:53: und da haben wir vor allen Dingen, da fällt es mir momentan, am meisten auf und da sorgt es mich auch am meisten, bei den Jugendämtern, bei den ASDs und aber auch in den den Oputnahmeeinrichtungen.
00:44:06: Auch das ist dramatisch.
00:44:08: Also, nur darauf zu hoffen, ich finde schon genug Fachkräfte, ist so lange eine super gute Strategie, so lange ich das auch finde.
00:44:18: Aber in dem Moment, wo ich das strukturell nicht mehr finde, führt es zu einer zusätzlichen Belastung des bestehenden Personals.
00:44:27: zu mehr Krankheit, zu mehr Fluktation und damit zu noch mehr Belastung und so weiter, also spirale Abwärts.
00:44:35: Und jetzt haben Sie sehr zu Recht gesagt.
00:44:37: Jetzt komme ich zu dem anderen Teil.
00:44:39: Ja, aber diese multiprofessionellen Teams, vor allen Dingen, wenn es auch Menschen mit unterschiedlichen Qualifikationsniveaus sind.
00:44:48: Wenn ich dann plötzlich Assistenzkräfte habe, Unterstützungskräfte habe, Ergänzungskräfte habe.
00:44:56: neben den Fachkräften.
00:44:57: Dann mehre ich auf jeden Fall mal Komplexität und ich schaffe auch zusätzliche Belastungen.
00:45:04: Und ich glaube, das muss man nicht wegdiskutieren.
00:45:08: Aber ich kann professionell auch Antworten darauf finden.
00:45:12: Ich kann Fortum Weiterbildung anbieten und das tun wir, die dieses Problem adressieren.
00:45:18: Wie arbeite ich in multiprofessionellen Teams?
00:45:21: Das ist genauso eine Fortbildung.
00:45:24: Wie ich auf der anderen Seite eine Vorbildung habe, wie übernehme ich Fallverantwortung mit Kinderschutz?
00:45:30: Wie arbeite ich in multiprofessionellen Teams?
00:45:34: Auf der Leitungsebene, wie führe ich multiprofessionelle Teams?
00:45:39: Wie mache ich Konzeptarbeit?
00:45:40: Weil das ist ja der Hintergrund.
00:45:42: Wenn ich sage, ich mache Aufgabendifferenzierung, dann brauche ich Leute, die wirklich die Konzepte, die die Leistungsbeschreibungen überarbeiten.
00:45:53: und Cluster bilden nach den verschiedenen Aufgaben, die ich dann auch sinnvollerweise mit den geeigneten und qualifizierten Leuten besetzen kann.
00:46:01: All das sind Qualifikationsanforderungen, all das sind zusätzliche Kompetenzen, die wir vermitteln müssen.
00:46:08: Aber zu sagen, sorry, die Multiprofessionalität ist eine zusätzliche Belastung, meine Leute sind eh schon so belastet, da schenke ich mir jetzt.
00:46:17: Nee, das kann ich nur dann tun, wenn ich in dem Bereich unterwegs bin, wo ich uneingeschränkt Fachkräfte habe.
00:46:25: Danke dafür.
00:46:26: Ich schaue auf zwei Dinge.
00:46:28: Zum einen auf das Abholen des Kindes aus der Kita, zum anderen auf den Freitag nachmittag in München, der schon thematisiert ist.
00:46:40: Ich hätte aber noch eine kleine Frage dazu.
00:46:43: Und zwar, Sie hatten es gerade angesprochen, ja, wir haben Weiterbildungsmöglichkeiten, wir haben sozusagen Schulungsmöglichkeiten dazu, multiprofessionelle Teamarbeit.
00:46:52: Wie
00:46:54: schulen oder entwickeln Sie die Führungskräfte an den Stellen mit diesen Herausforderungen umzugehen?
00:46:59: Also Sie hatten Supervisionen angesprochen, das sozusagen, ja, sagen wir mal, Teamintern, aber da gibt es ja auch sozusagen Personen oder sozusagen Rollen, die an der Stelle verantwortlich sind für das Gelingen dieses Zusammenarbeitens.
00:47:12: Also ich sage mit Nichten, dass wir als Diakonirosenheim dort die Weisheit mit Löffeln gefressen haben oder am Ende eines Entwicklungsstranges sind.
00:47:21: Das sind wir nicht.
00:47:22: Wir sind mitten in dieser Entwicklung.
00:47:25: Ich glaube, es gibt ein paar Faktoren, die Sie ansprechen, die ganz entscheidend sind.
00:47:31: Der erste und ich glaube, der wichtigste Faktor ist, dass ich zumindest mal auf der oberen Leitungsebene ein Commitment habe.
00:47:40: Das wird es gemeinsam wollen.
00:47:41: Wenn ich da viele Leute habe, die sagen, ich will aber nicht mit Nichtfachkräften arbeiten.
00:47:49: Das bringt doch eh nichts.
00:47:50: Leute, die sagen, dann arbeite ich lieber in einem kleineren Team und dafür exklusiver.
00:47:58: Dann funktioniert das Ganze nicht.
00:48:00: Das heißt, ich brauche Commitment auf der oberen Leitungsebene.
00:48:04: Das ist, glaube ich, der erste Erfolgsfaktor.
00:48:06: Der zweite Erfolgsfaktor, ich brauche Leitungskräfte, die in der Lage sind.
00:48:13: ihre Konzeption, ihre Leistungsbeschreibungen zu überarbeiten, zu überdenken und dabei möglichst auch die Teams mitzunehmen und gemeinsam zu überlegen, was haben wir denn alles für Aufgaben?
00:48:29: Wir haben das vor ein paar Jahren mal mit, dass wir damit angefangen haben, mit einer Wohngruppe für Jugendliche gemacht, stationäre Erziehungshelfer.
00:48:38: Und ja, das ist erstmal richtig viel Arbeit.
00:48:42: diese unterschiedlichen Tätigkeiten mal wertneutral aufzuschreiben und dann vernünftige Cluster zu bilden.
00:48:48: Das heißt, das Thema Konzeptarbeit als Kompetenz ist, glaube ich, der zweite ganz wichtige Gelingensfaktor.
00:48:58: Der Dritte ist, ausreichend Zeit zur Reflexion, zur Diskussion zu mitnehmen.
00:49:06: Das kann nicht ein Top-Down-Prozess sein.
00:49:10: Es muss auch kein Bottom-Up-Prozess sein, aber es muss ein mitnehmen, ein echtes mitnehmen, ein überzeugen, ein positives Erfahrungs- sammeln sein.
00:49:20: Ich glaube, dass das dritte ist.
00:49:21: Und das vierte, das ist wirklich ganz profan und da haben wir als Träger wahrscheinlich einen riesen Vorteil, weil wir das schon traditionell sehr, sehr weitgehend tun.
00:49:30: Ich brauche vernünftige Fort- und Weiterbildung, nicht nur für die Fachkräfte, sondern vor allen Dingen auch für die Führungskräfte, vor allen Dingen für die direkten Leitungskräfte vor Ort.
00:49:44: Und da haben wir schon vor ganz vielen Jahren, habe gar nichts mit dem Thema zu tun.
00:49:49: Ein Korrikerlum entwickelt, das besteht momentan, glaube ich, irgendwie aus, fifteen Modulen, ist gleich fünfzehn Tage, wo wir sagen, ja, jede neue Leitungskraft nimmt daran teil und kriegt diese Kompetenzen vermittelt.
00:50:04: Und ja, mittlerweile sind diese Themen Führung vor multiprofessionellen Teams, Konfliktmanagement in der Einrichtung, Konfliktgespräche führen und so weiter.
00:50:17: Das sind einfach Bestandteile unseres Einarbeitungswissens, wie wir das nennen für neue Führungskräfte.
00:50:25: Und letzter Punkt.
00:50:26: Ich glaube, niemand hat Bock, gerade wenn ich von unterschiedlichen Qualifikationsniveaus rede.
00:50:33: Niemand hat Bock darauf, auf Dauer sich nicht entwickeln zu dürfen.
00:50:38: Das heißt, ich muss den Assistenzkräften, den Hilfskräften, den Unterstützungskräften, den Ergänzungskräften auch innerbetrieblich Perspektiven anbieten, Perspektiven in diesen Qualifikationsniveaus sich weiterzuentwickeln, mehr andere Aufgaben zu übernehmen, mehr andere Kompetenzen zu entwickeln.
00:51:00: Und ich glaube, wenn man diese fünf Dinge macht, Waren das jetzt fünf, ich glaube, dann ist man eigentlich ganz gut aufgestellt.
00:51:07: Wahrscheinlich gibt es immer noch viele Sachen, an die wir heute gar nicht denken, wo wir in zehn sagen, ja klar, das ist uns dann irgendwann aufgefallen, dann haben wir irgendwann damit angefangen.
00:51:18: Und das ist auch völlig okay so.
00:51:20: Also für mich hört sich das sehr stark danach an, das pragmatisch anzugehen.
00:51:25: Und Hendrik, wir hatten das mal in einem anderen Kontext.
00:51:29: Scheiße, kann auch dünger sein.
00:51:32: Das fällt mir irgendwie sehr stark dazu ein, zu sagen, okay, das ist echt total am Mist, wie das gerade ist.
00:51:37: Und Sie haben es mehrmals gesagt, Herr Decksheimer, wäre die Situation anders, dann würden wir viele Dinge auch nicht probieren und nicht diskutieren.
00:51:43: Aber für mich kommt es schon sehr überzeugend rüber, wie groß das Potenzial ist, was da drin liegt.
00:51:49: Mir geht viel durch den Kopf, dass... Bach und Führungskräfte und einfache Mitarbeitende immer wieder sagen, wir haben zu wenig Zeit für alles.
00:51:58: Das prägt auch viele unserer Gespräche und Eindrücke in Kundenterminen.
00:52:03: Ich glaube, es gibt vielleicht auch so was wie ein Zeitfenster, in dem das gut geht.
00:52:08: Wenn schon alles ganz schlimm ist und Führungskräfte und Mitarbeiter ständig krank sind und schon ganz viel gegangen sind und und und, dann ist es vielleicht auch schwieriger, tatsächlich diesen Weg anzufangen und zu sagen, wir machen jetzt voller Lust und Freude noch ein multiprofessionelles Team.
00:52:25: Aber ich glaube, dass diese beiden eben spielen rein.
00:52:27: Also der eine ist der Zugang der der Vorgesetzten.
00:52:31: der Fachkräfte, nicht der Fachkräfte, der Führungskräfte und das Vorstand beispielsweise, die sagen, okay, das ist die Situation, lass uns damit konstruktiv arbeiten.
00:52:39: Und das andere ist tatsächlich auch zu gucken, das haben sie auch gesagt, dass es ausreichend Ressourcen dafür gibt, sich auseinanderzusetzen, sich fortzubilden, sich damit zu beschäftigen und Ideen und Antworten zu entwickeln.
00:52:50: Ich glaube, das kommt leider auch an vielen Stellen ein bisschen kurz.
00:52:53: Ich höre das sehr oft, nicht nur in der Kita.
00:52:56: dass Weiterbildung einfach nicht mehr stattfindet, weil dafür haben wir ja keine Zeit.
00:52:59: Und das haben Sie, finde ich, sehr anschaulich gesagt.
00:53:01: Wie wichtig das ist, da gehe ich auch total mit.
00:53:03: Das finde ich gut, dass Sie es nochmal so klar gesagt haben.
00:53:06: Ansonsten würde ich ja noch einmal sagen, das Hauptnarrativ, was sich immer hält.
00:53:12: Wir hätten alle gar keine Probleme, wenn wir doch mehr Geld hätten für die soziale Arbeit.
00:53:17: Dieses Zitat würde ich Ihnen ja gerne noch mal geben, damit schloss das Panel am Jugendhilfetag, wo Sie das auch alles schon mal angerissen haben, dann hieß es danach, die soziale Arbeit müsste viel besser bezahlt werden, Herr Dexheimer.
00:53:29: Wie sieht es aus?
00:53:30: Das Argument ist Albern.
00:53:32: Ich habe vorhin gesagt, ich gehe heute noch mal aufs Münchener Oktoberfest.
00:53:35: mit Kollegen Habe ich vor ein paar Tagen auf dem Oktober fest gesessen und wir haben uns über die Bierpreise muckiert.
00:53:44: Und dann sagt ne Oberführungskraft aus dem Bereich Kita, naja, er hat das mal gerechnet.
00:53:49: In den letzten fünfzehn Jahren hat sich der Bierpreis verdoppelt.
00:53:53: Bis Erzieherinnen und Erziehergehalt aber auch.
00:53:56: Ich glaube nicht.
00:53:58: und alle Zahlen, die wir kennen.
00:54:01: Das ist momentan primär eine Frage der Bezahlung von sozialer Arbeit oder von Erziehung ist.
00:54:08: Will nicht sagen, dass mehr nicht auch noch mal einen stärkeren Ansatz bieten würde.
00:54:14: Oder ganz andere Möglichkeiten, klar.
00:54:16: Ganz andere Möglichkeiten.
00:54:19: Aber am deutschen Jugendhilfetag habe ich den Satz schon gesagt, nicht wiederholen jetzt auch noch mal.
00:54:25: Ich habe als Sozialarbeiter und als Führungskraft in meiner Karriere gelernt, Bemühen um finanzielle Ressourcen ein ganz, ganz wichtiger Punkt ist.
00:54:36: Jahrelang ging es ums Geld.
00:54:39: Brauchten mehr Geld und eine bessere Leistung, um mehr Leistung erbringen zu können.
00:54:44: In vielen Regionen Deutschlands geht es heute nicht mehr um diese finanziellen Ressourcen.
00:54:51: Gita ist ausfinanziert.
00:54:54: Die Jugendwohngruppe ist ausfinanziert, vollständig finanziert.
00:55:00: Sondern es geht um eine Knappheit von einer anderen Ressource, nämlich das Personal.
00:55:05: Und zu sagen, ich kann fehlendes Personal dadurch kompensieren, dass ich mehr Geld dort rein stecke.
00:55:13: Das ist meiner Ansicht nach zu kurz gesprungen.
00:55:16: Und alle Zahlen, die wir haben, das DJI hat ja in letzter Zeit ziemlich viel dazu publiziert, die Forschungsgruppe in Dortmund hat ziemlich viel dazu publiziert.
00:55:28: Alle Zahlen, die wir haben, alleine nur mal, dass die Baby Boomer in unseren Kitas, in unserer sozialen Arbeit, in den nächsten Jahren in Ruhestand gehen.
00:55:38: Wenn ich dann nur gegenrechne, und das kann man natürlich mathematisch tun, und das haben kluge Köpfe, auch getan, dann ist es egal, ich werde nicht mehr so viele Fachkräfte in fünf Jahren haben, wie ich heute habe.
00:55:53: Noch eine andere Anmerkung zum Thema Geld, was das mag ich auch nicht verhehlen.
00:55:59: Dieser Kompetenzansatz, diese Kompetenzorientierung ist kein Sparmodell.
00:56:06: Ich habe es vorhin schon mal am Beispiel gemacht mit dem Jugendhaus, mit dem Jugendwohngruppe.
00:56:13: Wenn ich dort Unterstützungskräfte, Vierundzwanzig Sieben habe, plus ein Sozialpädagogischen Fachdienst, der sich irgendwo bei einer Verhältnis junger Mensch Fachkraft bei eins zu zwei, eins zu drei bewegt.
00:56:28: Dann brauche ich für so ein Jugendhaus fünf Alltagsbegleitungen, drei Fachkräfte sozialer Arbeit, eine Leitung, weil die Leitungsaufgaben nehmen zu und dann ist das Ding am Ende teurer, als wenn ich das nur in Anführungsstrichen, mit Sozialarbeiterinnen oder Sozialpädagogen im Gruppendienst betreuen würde.
00:56:51: Das ist kein Sparmodell.
00:56:54: Aber ich habe wahrscheinlich die Chance, dass ich mehr Menschen für den Job begeistern kann, dass ich schlicht und ergreifend eine breitere Zielgruppe habe, in der ich Personal akquiriere und ich habe auf der Seite der Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter und da mache ich auch Schluss.
00:57:14: vielleicht auch nochmal einen Vorteil, dass die sich nämlich auch an dessen Erinnern, was sie in ihrem Studium gelernt haben, d.h.
00:57:21: deren individuelle Professionalität stärker angesprochen wird, stärker auch in Anspruch genommen wird und damit ein individuelles Sinn erleben, auch nochmal ein Stück großer wird.
00:57:36: Und ich würde an der Stelle noch einen Punkt draufsetzen.
00:57:39: Sie haben damit die Möglichkeit, Das, was Sie eben auch schon mal gesagt hatten, die Angebote aufrecht zu erhalten.
00:57:46: Die Alternative dazu wäre, ja okay, keine Fachkräfte, dann machen wir das Ding zu.
00:57:51: Gute Qualität für wenige oder eine andere Qualität für viele.
00:57:59: Auf diese Formel kann man es am Ende reduzieren.
00:58:01: Es gibt trotzdem einen Unterschied.
00:58:03: Es gibt Menschen, die reden über Multiprofissionalität genau aus dieser Zugzwanglogik, weil es keine Alternative gibt.
00:58:09: Und es gibt aber auch Leute, die reden darüber und sagen, nee, da liegen auch Chancen drin.
00:58:12: Und das macht auch neugierig auf mehr.
00:58:15: Und daraus können wir noch mehr machen.
00:58:17: Und das finde ich das Erfrischende an diesem Gespräch jetzt hier, dass es eben nicht nur das muss ja so sein, weil es geht nicht anders, sondern das Positive zu sehen und einfach noch mehr daraus zu machen, das finde ich total ja erfrischend.
00:58:29: Aber das setzt eine Kultur voraus, auch ausprobieren darf, in der ich auch sehr radikal formuliert, mit der Scheiße und dem Dünger.
00:58:38: Ich
00:58:39: muss ein bisschen anders formulieren, das setzt eine Kultur voraus, wo ich Sachen ausprobieren kann, aber auch feststellen kann, dass das, was ich wollte, so nicht funktioniert.
00:58:48: Und dass das nicht tragisch ist, sondern dass wir jederzeit auch sagen können, ah, das funktioniert noch nicht so, das machen wir anders und vielleicht verändern wir uns auch mal.
00:58:59: Und dann hören wir halt damit wieder auf und versuchen was anderes.
00:59:03: Also lasst mir so gemeinhin als Fehler-Toleranz beschreibt.
00:59:06: Ich muss nicht, und das bedeutet für mich Fehler-Kultur auch nicht, ich muss nicht denselben Fehler hundertmal wiederholen.
00:59:14: Aber ich kann mir es erlauben, Sachen auszuprobieren, auch Sachen falsch zu machen, sie zu reflektieren und einen neuen Weg einzuschlagen.
00:59:25: Und auch das ist für mich als Sozialarbeiter gesprochen etwas, was ich ganz zentral in meiner Ausbildung gelernt habe.
00:59:32: Auch das ist eine Kompetenz, die, ich glaube, der Profession der sozialen Arbeit immanent ist.
00:59:39: Ich bin ja gerade schon mal abgebogen oder habe den Versuch gemacht, abzubiegen auf die Zielgrade an der Stelle.
00:59:47: Würde das jetzt nochmal machen?
00:59:50: Gibt es Herr Decksheimer irgendeinen Aspekt, den Sie gerne noch sozusagen anbringen würden zu diesem Thema?
00:59:59: Was wäre noch, wo Sie sagen würden, ja, das haben Sie noch nicht angesprochen.
01:00:02: Das ist noch ein Aspekt, den Sie gerne noch mit reinbringen würden.
01:00:04: Haben wir etwas vergessen?
01:00:06: Ne, glaube ich ganz ehrlich nicht.
01:00:07: Fällt mir zumindest momentan nicht ein.
01:00:10: Ich glaube, man könnte so ein Gespräch noch über Stunden ausdehnen.
01:00:13: Ich glaube, man wird sich nicht langweilen.
01:00:15: Man könnte noch viel mehr in die Details gehen.
01:00:17: Aber ich glaube, diese grobe Linie, warum es eine gute Idee ist, dass wir uns mit einem Kompetenzgebot In der Kompetenzorientierung beschäftigen und nicht in einem vermeintlichen Fachkräftegebot festhalten.
01:00:34: Ich glaube, da haben wir eigentlich die wesentlichen Aspekte besprochen.
01:00:45: Auch Marion, dir auch noch ganz herzlichen Dank für den Tipp, die Einladung dazu.
01:00:51: Und jetzt vor allen Dingen Ihnen, Herr Derxheimer, einen wunderschönen Freitag-Nachmittag bei allem, was Sie da so vorhaben.
01:01:00: Dankeschön!